Digitale Veränderungen in der Handwerkerlandschaft

Die technologische Entwicklung der letzten Jahrzehnte verändert das Leben der Menschen. Heute gehört zum Alltag, was vor 25 Jahren noch absolut unmöglich erschien. Der Wert der körperlichen Arbeit und des persönlichen Kontaktes sinkt in vielen Branchen, während Computer und Roboter größere Teile der Arbeit übernehmen.

 

Auch im Handwerk und der Baubranche macht sich dieser Wandel in der Strukturierung und der Arbeitsweise von Handwerksbetrieben bemerkbar. Eine Studie der Unternehmensberatung OC&C hat über 1250 Handwerksbetriebe in Deutschland, Polen und Frankreich befragt und die Betriebe dabei typisiert. Neben sehr vielen anderen Typen haben sich 4 Typen am stärksten durchgesetzt.

 

 

Vier Haupttypen und deren Arbeitsweise

 

Der Helfer für kleine Montagen arbeitet fast ausschließlich vorgeplante Aufträge mit einem Auftragswert von unter 10.000€ bei Privatkunden ab. Die Kenntnis der Digitalisierung und das Interesse an einer Weiterbildung dahingehend halten sich in Grenzen. An einer umfassenden Vernetzung zur Mitarbeit an Großprojekten und Kooperation mit anderen Gewerken zeigt er wenig bis gar kein Interesse und macht dabei etwa 15 – 20 % der Handwerksbetriebe aus.

 

Der klassische Gewerkespezialist ist ein Handwerksbetrieb, welcher sich als Spezialist in seinem Gewerk betrachten darf und dabei über tiefgreifende Kompetenzen verfügt. Es werden überwiegend private Kunden bedient und die Auftragswerte liegen zu 75 % unter 10.000 €. Die meisten Betriebe, etwa 25 – 33 %, lassen sich diesem Typ zuordnen. Meist sind nur sehr geringe Kompetenzen im Bereich der Digitalisierung zu finden und der Wunsch, dies zu ändern, ist nicht vorhanden.

 

Der Digital-begeisterte Spezialist ist von den Möglichkeiten der Technologie und der modernen Medien regelrecht begeistert. Es gibt kaum eine Neuentwicklung, welche er nicht umgehend in sein Sortiment aufnimmt. Seine Auftragswerte liegen bei 80 % aller Aufträge über 10.000 € und er ist dazu bereit, in Netzwerken mit Bauträgern, Händlern und anderen Gewerken zu kooperieren. Diese Betriebe stellen mit 15 – 20 % einen soliden Anteil am gesamten Handwerk dar.

 

Der Moderne Alleskönner ist, wie der Name bereits verrät, ein Handwerkstyp, welcher ein sehr breites Serviceangebot bereitstellt. Mit seinen spezifischen und übergreifenden Fähigkeiten meistert er jeden Bau und bedient dabei Privat- und Geschäftskunden. Auch dieser Typ arbeitet in Netzwerken zur Verbesserung seiner Marktposition und stellt etwa 20 – 25 % der Handwerksbetriebe. Seine Auftragswerte liegen ebenfalls zu 80 % über 10.000 €.

 

 

Der Effekt der Digitalisierung im Bau

Moderne Technologien und deren Vernetzung ermöglichen Betrieben im Handwerk, deutlich effizienter zu agieren. Dies beginnt bei der Kommunikation mit dem Auftraggeber, betrifft die gesamte Auftragsabwicklung von der Personalplanung bis zum Bestellprozess und endet bei der kurzfristigen Reaktion auf Engpässe. Die umfassende Nutzung von Konfigurations- und Planungssoftware minimiert Fehler im Ablauf des Projekts.

 

Besonders der Digital-begeisterte Spezialist und der Moderne Alleskönner sind dank ihrer Betriebsstruktur deutlich flexibler und können auf Situationen schnell und geschlossen reagieren. Ein Handwerker ist hier kein Installateur eines simplen Einzelteils, sondern ein kleiner Teil eines großen Gesamtsystems.

Der Anteil dieser beiden Typen am Markt der Baubranche wird in den kommenden Jahren weiter steigen, schlussfolgert die Studie von OC&C.